Wo der kulturelle Reichtum den landschaftlichen Reizen in nichts nachsteht
Going west sagt man in den USA, wen man in den Westen des Landes aufbricht. Für die entgegengesetzte Richtung heisst es aber erstaunlicherweise nicht going east, sonder going back east. Dieser kleine Unterschied hat’s in sich. Der Osten, das ist die Region der Herkunft, der Wurzeln, der Anfänge der Nation. Es klingt fast so, als würde das Rad der amerikanischen Geschichte, das von Anfang an nach Westen drängte, noch einmal kurz zurückgedreht. Vielleicht drückt es auch die leise Sehnsucht vieler aus, die sich nach einem moralischen und vernünftigen Amerika (in der Tradition von Thomas Jefferson beispielsweise), nach aufrechten Werten, die mehr und mehr zu schwinden drohen – im grosszügigen Westen. Wie auch immer, der Mississippi teilt die USA nicht in zwei klar definierte Hälften: zwar ist (und war immer schon) unklar, wo der Osten eigentlich aufhört und der Westen beginnt (schliesslich gibt es noch den Mittleren Westen!) dennoch: Ost und West sind nach wie vor zwei paar US-Schuhe.
Reisen die US-Bürger im Osten meistens auf den Spuren ihrer Geschichte, stehen beim Europäer eher frische Luft, schöne Landschaften, Küsten und Strände im Vordergrund. Gut so, denn dazu bietet die Ostküste ein ebenso unerschöpfliches Füllhorn möglicher Entdeckungen wie der mehr oder weniger Wilde Westen, und zwar jenseits von «Onkel Toms Hütte» und «Vom Winde verweht».